Wir waren gestern seit langer Zeit mal wieder im Kino. Vor einigen Jahren waren wir noch sehr häufig im Kino, aber durch Watchever, Sky und Co wurden die Kinobesuche immer seltener. Aber irgendwie fehlte das Feeling mit roten Kinostühlen, Riesenleinwand und Popcorngeraschel. Als ich in meiner Mittagspause mal wieder am Kino entlang lief, fiel mir das Plakat für den Film „Paderborn – Der Dokufilm“ auf. Also beschlossen wir, dass es mal wieder Zeit für eine „Datenight“ mit Kinobesuch war.
Wenn ich ehrlich bin, waren meine Erwartungen nicht besonders groß, als wir gestern zum Kino fuhren. Ein Film aus Paderborn, wie gut kann der schon sein? Dazu muss ich erklären, dass es Filmemacher nicht sehr leicht bei mir haben. Ich bin mittlerweile vom Filmegucker zum regelrechten Serienjunkie geworden. Filme schau ich mir eigentlich nur noch an, wenn bestimmte Schauspieler mitspielen oder Regisseure daran mitgearbeitet haben. Endlose Dialogen kann ich auch nicht immer komplett folgen, das muss dann schon mega interessant sein. Also kurz zusammen gefasst: der Film hatte schlechte Chancen bei mir. Aber dennoch freute ich mich sehr darauf. Endlich mal wieder Kino und ich war gespannt, ob ich etwas über Paderborn lernen würde, was ich vorher nicht wusste.
Vor dem Film erzählten die Macher Julian Jakobsmeyer und Tim Bolte von der Entstehung des Films. Dann begann der Film und ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber er hat mich vom ersten Moment an gepackt. Ich mochte das Licht und die Farben der Bilder. In dem Film wurde die Geschichte der Stadt Paderborn vom Jahr 1930 bis 1960 durch Interviews mit Zeitzeugen erzählt und durch alte Fotos, Videoaufnahmen und neuen Computer animierten Szenen dokumentiert. Der Film „Paderborn – Der Dokufilm“ ist witzig, aber auch sehr ergreifend und traurig. Es hat mir Freude bereitet, den Zeitzeugen zu lauschen, die obwohl sie so unglaublich tragische Zeiten in unserer Stadt erlebt haben, trotzdem auch mit Freunde an ihre Kindheit zurückdenken. Ihre Augen glänzten und sie lachten, wenn sie von ihren Streichen und den darauf folgenden Strafen erzählten. Es war, als würde ich 90 Minuten lang meiner Oma oder meinem Opa zuhören, wie sie von ihrem Leben erzählten.
Der Film hat mich sehr mitgerissen und mich zum nachdenken gebracht. Mir war immer klar, dass es damals eine schwere Zeit war, aber nicht so sehr. Ich verstand nun, warum keiner meiner Großeltern von der Zeit zwischen 1930 und 1945 erzählten. Sicherlich habe ich in der Schule im Geschichtsunterricht die Zeit des NS gelernt, jedoch war das alles so fern. Erst jetzt im Kino sah ich, in welchem Ausmaß Paderborn damals von den Angriffen betroffen war. Die Stadt war förmlich kaum noch existent. Umso erstaunlicher, mit welcher Kraft und welchen Mitteln diese Stadt, in dessen Nähe ich nun wohne, wieder Stein für Stein aufgebaut wurde. Umso trauriger, mit was für Geschäften die Häuser heute zum Teil bestückt sind. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich war schon lange nicht mehr von einem Film so gefesselt und mitgerissen, wie bei dem Paderborner Dokufilm. An dem Abend habe ich noch lange über die Bilder und Worte der Zeitzeugen nachgedacht. Unter anderem erinnerte ich mich daran, wie meine Schwester und ich früher den schwabbeligen Speck am Fleisch abschnitten und dafür Ärger von unserem Opa bekamen. Schon damals konnte ich verstehen, warum er böse mit uns war, aber der Film führte mir die Gründe noch einmal ganz anders vor Augen.
Ich bin sehr dankbar für den Film. Dankbar für die Zeitzeugen, die sich dazu überwinden konnten, gedanklich zurück in diese Zeit zu reisen und uns darüber zu berichten. Es fiel ihnen sichtlich nicht leicht, aber ich bin mir sicher, dass neben mir viele andere so empfinden. Der Film hat mir viel neues über meine Heimatstadt gezeigt, mich (mal wieder) aufgeweckt und mir gezeigt, wie gut es uns doch eigentlich geht.
Vielen Dank an die Zeitzeugen und die (22 und 23 Jahre alten!) Macher des Films! Der Film läuft nun noch zwei Wochen im Cineplex in Paderborn und ist ab dem 22. November in der Buchhandlung Linnemann zu kaufen. Ich für meinen Teil werde die DVD bestimmt ein, zwei Mal zu Weihnachten verschenken. Auch wenn es (für mich) teilweise doch harte Kost war und ich und viele andere im Kinosaal einigen Tränen den Lauf ließen, ist es sehr interessant zu sehen, wie die eigenen Eltern oder Großeltern aufgewachsen sind und gelebt haben.
(Das Bild habe ich mit dem Smartphone gemacht, da ich keine Kamera dabei hatte.)
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Oh so gerne! Ich seh uns schon alle am 22. bei Linnemann Schlange stehen
Mensch, Jenny, jetzt bin ich noch gespannter als eh schon! Wenn man kleine Kinder hat, geht man ja kaum noch ins Kino, aber am 22. werde ich zuschlagen ;) Und ich hab auch sofort ein paar Leute im Hinterkopf, denen ich die DVD zu Weihnachten schenken möchte. Danke für deinen Tipp und die ganz persönliche Besprechung! Liebe Grüße, hanna