„Der Junge braucht doch keine Küche, er braucht eine Werkbank!“ oder „Oh, wer hat die Puppe denn vergessen?“ oder „Wofür willst du denn den Puppenwagen kaufen?“ „Dir ist aber schon bewusst, dass die Hose rosa/rötlich ist, oder?“
Diese Sätze und Fragen sind nur ein Ausschnitt zu einigen Anschaffungen bzw. Geschenken für unseren Sohn dem Knallbonbon in den letzten 1,5 Jahren. Ich weiß gar nicht so Recht, womit ich anfangen soll, aber am meisten ist es mir glaube ich aufgefallen, als wir erzählten, dass unser Sohn zu seinem ersten Geburtstag eine selbstgebaute Spielzeugküche bekommen sollte. Wir waren Feuer und Flamme und freuten uns schon darauf, die Küche aus Holzbohlen, die noch von unserem Hausumbau übrig waren, zu bauen. Auf Flohmärkten und Kinderbasaren hielt ich Ausschau nach Utensilien für die Küche und die Vorfreude stieg. Aber ab und an wurde diese auch gedämpft, weil man nicht verstehen konnte, warum ein Junge eine Küche zum spielen bekommen sollte. Das sei doch etwas für Mädchen.
Ebenso die Reaktion auf die Puppe, die er von seiner Patentante zum Geburtstag geschenkt bekam. Es wurde nicht nur einmal gefragt, wem die denn gehöre. Dass die Puppe unserem Sohn gehört, kam den wenigsten in den Sinn. Die Blicke sprachen Bände, als wir aufklärten, wem die Puppe gehört.
Im Nachhinein machten wir uns unsere Gedanken und waren selbst nie darauf gekommen, dass diese Geschenke falsch sein könnten. Kinder spielen während sie spielen die meiste Zeit doch das echt Leben nach. Das Leben, welches wir mit ihnen leben. Unser Sohn sieht meinen Mann nicht selten in der Küche werkeln. Als ich noch Vollzeit arbeiten ging, war es mein Mann, der täglich für uns kochte. Er war immer einige Stunden vor mir wieder daheim und liebt es zu kochen. Zumal er dann auch immer entscheiden konnte, was es zu Essen gibt. Davon mal abgesehen, hehe.
Das gleiche gilt für die Puppe oder den Buggy der Puppe. Unser Sohn sieht nicht nur seinen Vater, der ihn als Kind auf dem Arm trägt, tröstet umsorgt und mit ihm spielt oder eine Runde mit dem Kinderwagen dreht. Er sieht seine Onkel, seine Großväter unsere Freunde, Nachbarn oder auch Fremde, die mit Babys oder älteren Kindern zusammen sind. Warum sollte er das nicht nachspielen wollen oder gar dürfen?
Warum ich da genau jetzt von schreibe? Da die Weihnachtszeit bevor steht und immer mehr Geschenkeguides im Internet aufploppen. Nicht falsch verstehen, ich mag sie selbst sehr gern. Zumindest die meisten. Jedoch fällt mir häufig auf, dass diese nach Geschlechtern aufgeteilt sind. Und ich dachte eigentlich, dass wir diese Zeit hinter uns hätten und unsere Kinder frei Schnauze machen könnten, wonach ihnen ist. Sicherlich könnte man jetzt anführen, dass wir durch die vermeintlich weiblichen Geschenke auch vorgeben würden, womit unser Sohn spielt. Jedoch bieten wir ihm die unterschiedlichsten Dinge an. In unserem Haus befinden sich neben der Küche, der Puppe und dem Puppenbuggy noch reichlich Fahrzeuge oder Werkzeuge, die von vielen eher den männlichen Kindern zugeschrieben werden.
Es ist einfach schade, dass den Kindern teilweise eine Freude und damit auch Erfahrung vorenthalten wird, nur weil viele Erwachsene meinen dies oder jenes sei Mädchen- oder Jungenspielzeug. Ich kann mich beispielsweise noch an eine Situation erinnern, als ein kleiner Junge bei Freunden mit einer Puppe spielen wollte und der Vater direkt ganz entsetzt sagte „Aber Puppen sind doch für Mädchen! Schau, da vorn ist ein Bagger, nimm doch den.“ Selbst in diesen kurzen Situationen geben wir unseren Kindern ja schon das Gefühl, dass sie etwas falsch machen. Sicherlich geben wir ihnen das Gefühl öfter. Jedoch ist fraglich, ob es gerechtfertigt ist oder nicht. Geht es dabei zum Beispiel um die Sicherheit des Kindes, oder einfach darum, dass das Kind auf etwas Lust hatte und dies verneint wurde, nur weil sich das so nicht gehört?
Klamotten